Akademie Seminar in Bonn zum Pazifismus

Nach langer Inaktivität aufgrund der Pandemie meldet sich die Akademie forum masonicum zurück und wird im Juli ein Seminar mit dem Thema „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ anbieten.

Das Seminar wird am Samstag, den 15. Juli 2023, ab 10 Uhr im Bonner Logenhaus in der Dyroffstr. 2 in Bonn-Zentrum stattfinden.

Viele Jahre hörte man in öffentlichen Diskussionen nicht viel zum Thema Pazifismus. Auch die Friedensdemonstrationen fanden immer weniger Resonanz. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt den Krieg in unsere unmittelbare Nähe und die pazifistische Option wird wieder diskutiert. Als politische Position wird sie heute aber – so macht es den Eindruck – von anderen Organisationen und Parteien getragen als in der Vergangenheit. Während seit der Einführung des Begriffes Pazifismus im 19. Jahrhundert das liberale Bürgertum der Träger der Bewegung war, zu der wenig später auch sozialistische Gruppen stießen, und im 20. Jahrhundert alternativ-linksliberale Gruppen das Bild prägten, ist es heute eine heterogene Gruppe von Parteien, Organisationen und Initiativen, die politisch und kulturell wenig mehr als die Verwendung des Begriffes Pazifismus eint. Umgekehrt scheinen etablierten politische Gruppen, die in der Vergangenheit auch immer pazifistische Positionen vertreten haben, die Militärhilfe für die Ukraine zu befürworten. Eine verwirrende Situation, die zu einer tiefergehenden Analyse motiviert.

Die Referenten des Seminars sind Professor Dr. Martin Wilmers, der die Geschichte des Begriffes und der Bewegung in seinem Vortrag skizzieren wird, Dieter Ney behandelt pazifistische Positionen, die von Freimaurern vertreten wurden, und der politische Philosoph Professor Dr. Wilfried Hinsch von Universität zu Köln, der seinen Beitrag unter den Titel „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ stellt.

Hier finden Sie den Flyer zum Seminar. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Seminarseite hier.

Zu hohe Ideale? Freimaurerische Ideale zwischen glaubwürdiger Umsetzung und verdrängtem Scheitern

Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 23. Juni 2018

In den so genannten „Alten Pflichten“ von 1723 finden sich moralische Anforderungen an die Kandidaten (nämlich „freie Männer von gutem Ruf“ zu sein) und an die Mitglieder (u.a. „anständige und kluge Menschen“ zu sein), die weitestgehend bürgerlichen Moralvorstellungen entsprechen und vor allem für ein maßvolles Leben plädieren. Sieht man von der Verpflichtung ab, für den Bruder einzutreten und ihm in Situationen der Not beizustehen (aber selbst hier gilt es, „nicht mehr zu tun, als man kann“), findet man in diesem programmatischen Text des 18. Jahrhunderts keine „hohen“ Ideale.

Dennoch gilt unbestritten, dass sich freimaurerische Ideale über die des Maßhaltens hinaus entwickelt haben, die sich teils anderen Quellen (z.B. den Ritualtexten) verdanken, teils weiterführenden Interpretationen freimaurerischer Grundbegriffe oder Symbole sind (so die Forderung, stets an seiner eigenen Entwicklung zu arbeiten) oder die schlicht im Laufe der geschichtlichen Entwicklung mit der Freimaurei verbunden wurden; die berühmtesten Ideale dürften die der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität sein.

Aber überall dort, wo es Ideale gibt, gibt es auch das Scheitern an ihnen. Konflikte zwischen den Idealen und der Realität können auf verschiedenen Ebenen angesiedelt werden.

Die geschichtlich sich entwickelnden Rituale mit ihrer ausgeprägten Hierarchie von Graden und Funktionen scheinen dem Gleichheitsideal zu widersprechen. Der Prozess der Institutionalisierung, der zu Bündnissen, aber auch zu Abspaltungen führte, brachte Regelwerke hervor, die bestimmten, wer dazu gehört und wer nicht – was insbesondere die solchermaßen Ausgegrenzten als Widerspruch gegen die Universalität der freimaurerischen Idee empfunden haben. Nicht zuletzt wurde die in den Logen praktizierte Geselligkeit einerseits als mit (der den Arbeitsethos betonenden bürgerlichen) Moral in Konflikt stehend betrachtet, andererseits auch als Aufweichung der spirituellen/esoterischen Ideale wahrgenommen. Diesen Aspekten gehen die Vorträge von Professor Dieter Binder nach, die bewusst als Kurzbeiträge gestaltet sind, um die anschließende Diskussion zu fördern.

Der abschließende Beitrag von Dieter Ney beschäftigt sich mit der Spannung, die zwischen (freimaurerischen) Idealen und alltäglicher Realität besteht. Wie kann man freimaurerisch mit dem Scheitern an Idealen umgehen, als Loge wie als freimaurerisch arbeitendes Individuum? Betont die traditionelle freimaurerische Forderung zur Selbstvervollkommnung nicht so sehr den Blick auf eine idealistische Endgestalt, dass die unvermeidliche Realität mit ihren Irrungen und Wirren des Weges verdrängt werden?

Eine ausführliche Beschreibung sowie praktische Hinweise und ein Anmeldeformular finden Sie auf dem Flyer, der hier zum Download bereitliegt. Sie können sich natürlich auch mit einer eMail für die Veranstaltung anmelden (info@akademie-forum-masonicum.de).

Vorträge mit anschließender Diskussion:

  • Brüderlichkeit versus Ritual (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Universalität versus Regularität (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Moral versus Geselligkeit (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Die Zumutung freimaurerischen Scheiterns (Dieter Ney)