Tradition: Lebensquell und Würgegriff

Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 1.7.2017

Im Jahr 2017 feiert die Freimaurerei die Gründung ihrer ersten Großloge in London vor dreihundert Jahren. Grund genug, über die Rolle der Tradition in der Freimaurerei nachzudenken, zumal sich schnell zeigt, wie komplex sie ist.

Als unbestritten darf gelten, dass sich auch die Identität der Freimaurerei über den Rekurs auf die Überlieferung gebildet hat. Überkommene Rituale und das freimaurerische Brauchtum prägen bis heute inhaltlich einen großen Teil des gemeinschaftlichen Handelns in einer Freimaurerloge.

Über diese inhaltliche Prägung hinaus nutzte man die identitätsstiftende Kraft der Tradition auch, um sich über fiktive Traditionen ideologisch aufzuwerten. So findet sich in den „Alten Pflichten“ (1723) von James Anderson eine Erzählung über die bis in die Urzeit der Menschen zurückweisenden Anfänge der Freimaurerei. Historisch hingegen kann man durchaus schon eine Kontinuität zu den mittelalterlichen Bauhütten in Frage stellen, umso mehr gilt dies für die Anknüpfung an die Templertradition, die in Ritualssystemen der so genannten „weiterführenden Grade“ oder „Hochgrade“ gepflegt wird.

Tradition schafft Gruppenidentität und der Verweis auf die Tradition/auf Traditionen dient der Legitimierung von Autorität und der Sicherung von Authentizität; darin unterscheidet sich die Freimaurerei nicht von vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen. Interessant wird der Blick auf die Tradition in kulturgeschichtlicher Hinsicht dann, wenn man bedenkt, dass die Anfänge der institutionellen Freimaurerei in die Zeit der Neuzeit bzw. Aufklärung fallen, die mentalitätsgeschichtlich der Tradition ausgesprochen kritisch gegenüber stand, eine Haltung, die im freimaurerischen Konzept einer Arbeit an sich selbst im Sinne einer Selbstbildung einen Ausdruck findet.

Der Tradition des Akademie-Seminars folgend beleuchtet Professor Dr. Dieter Binder auch diesmal wieder die freimaurergeschichtlichen Aspekte des Themas, wohingegen Dieter Ney die Kulturgeschichte des Begriffes Tradition thematisiert.

Eine ausführliche Beschreibung sowie praktische Hinweise und ein Anmeldeformular finden Sie auf dem Flyer, der hier zum Download bereitliegt. Sie können sich natürlich auch mit einer eMail für die Veranstaltung anmelden (info@akademie-forum-masonicum.de).

Vorträge mit anschließender Diskussion:

  • Dieter Ney (Reykjavík/Bonn)
    Tradition: Quelle oder Ende des Selbst und der Gemeinschaft?
    Eine Mentalitätsgeschichte des Umgangs mit Tradition
  • Professor Dr. Dieter A. Binder (Universität Graz/Andrássy Universität Budapest):
    „The invention of tradition“
  • Dieter Ney
    Vom Nutzen und Nachteil der Tradition für die Freimaurerei. Ein Diskussionsanstoß

 

Veranstaltungsankündigung: Akademie-Seminar zum Thema „Tradition in Kulturgeschichte und Freimaurerei“

Am Samstag, den 1. Juli 2017 lädt die Akademie forum masonicum e.V. zum diesjährigen Akademie Seminar in Bonn ein. Das Thema des Seminar ist „Tradition: Lebensquell und Würgegriff. Zur Bedeutung von Tradition in Kulturgeschichte und Freimaurerei“. Dieter Ney wird einen mentalitätsgeschichtlichen Überblick über die Entwicklung und Bedeutung des Begriffs der Tradition geben, Professor Dr. Dieter Binder behandelt den Begriff der Tradition im engeren Kontext der Freimaurei. Zum Schluss behandelt Dieter Ney die praktische Bedeutung von Tradition in einer Freimaurerloge.

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Seminarseite (hier).

Der Flyer mit Anmeldeformular, Programm und praktischen Hinweisen zur Veranstaltung kann hier heruntergeladen werden.