Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 25.6.2016
Als Grundideale der Freimaurerei werden gewöhnlich Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität genannt. Dabei hat sich diese Liste erst historisch entwickelt, der eine oder andere Begriff in ihr wird in der Anfangszeit der Bruderschaft sogar keine Bedeutung gehabt haben. So findet sich der Begriff der Gleichheit in den berühmten Andersonschen Konstitutionen — die einen Grundlagentext der institutionellen Freimaurerei bilden — an keiner Stelle. Im rituellen Gebrauch aber findet sich das Symbol der Winkel-, Setz- oder Wasserwaage, das üblicherweise als Symbol der Gleichheit der Brüder und Schwestern interpretiert wird. Ebenso kennt die Freimaurerei die Redeweise „on the level“ als Ausdruck dafür, dass sich die Mitglieder als Brüder bzw. Schwestern gleicher Würde begegnen sollen.
Tatsächlich aber stellt sich die Frage, wie das Ideal der Gleichheit im Inneren der Loge (die drei aufeinander aufbauenden Grade, die Sonderstellung der Beamten und nicht zuletzt die Hochgradsysteme) sowie im äußeren Verhältnis (Unterscheidung MaurerIn/ Profane) zu verstehen ist. In historischer Perspektive lässt sich nicht bestreiten, dass zu den unterschiedlichen Zeiten bestimmte soziale Schichten innerhalb der Freimaurerei sowohl zahlenmäßig wie auch hinsichtlich ihrer Bedeutung dominierten (zu denken ist dabei insbesondere an die wesentliche Bedeutung, die der Mitgliedschaft von Adeligen für den Erfolg der Freimaurerei in den Anfängen der englischen Großloge zukam). Das traditionelle Rekrutierungsverfahren (Mitgliedschaft nur auf Einladung von Mitgliedern) und das Wahlverfahren der Kugelung (Ablehnung des Kandidaten schon bei einer geringen Zahl von Gegenstimmen und großer Binnendruck zu Konsensentscheidungen) lassen eher an eine elitistische Vereinigung denken, die einen allgemeinen Zugang zur Mitgliedschaft gerade bewusst prozedural ausschließt.
Im rituellen Geschehen kann man darüber hinaus geradezu von einer Inszenierung der Unterschiede sprechen: Unterschiede in der rituellen Einkleidung, der Anrede und den Positionen innerhalb der symbolischen Ordnung des freimaurerischen Tempels. Auch wenn die Inszenierung von Rängen je nach freimaurerischem System unterschiedlich ausgeprägt ist, gehören die unterschiedlichen Ränge unbestritten zu den geliebten oder ungeliebten Merkmalen der Freimaurerei.
Das Seminar der Akademie forum masonicum wird sich in gewohnter Weise dem Thema auf zweierlei Weise annähern: In kulturgeschichtlicher Perspektive soll die Entwicklung des Gleichheitsbegriffes aufgezeigt werden, die auch den Hintergrund für den freimau-rerischen Begriff der Gleichheit bildet. In einem historischen Teil wird der spezifisch freimaurerische Begriff in den Blick genommen.
Eine ausführliche Beschreibung sowie praktische Hinweise und ein Anmeldeformular finden Sie auf dem Flyer, der hier zum Download bereitliegt. Sie können sich natürlich auch mit einer eMail für die Veranstaltung anmelden (info@akademie-forum-masonicum.de).
Vorträge mit anschließender Diskussion:
- Dieter Ney (Bonn)
Solche und solche Gleichheit. Der Begriff der Gleichheit in der Philosophiegeschichte - Professor Dr. Dieter A. Binder (Universität Graz/Andrássy Universität Budapest):
“Wir, auf diesem Stern die Besten”. Vom freimaurerischen Verständnis der Gleichheit - Dieter Ney
On the level. Ideal und Wirklichkeit des freimaurerischen Leitbegriffes der Gleichheit
Ein ausführlichen Bericht über die Vorträge finden Sie hier.