Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 24.5.2014
Die Freimaurerei gilt im Allgemeinen als eine Geheim-gesellschaft, und dies, obwohl ihre Rituale in Geschichte und Gegenwart immer wieder ausgeplaudert wurden, heute schon fast jede Loge ihre eigenen Internetseiten hat, die Logen mehr und mehr ihre sozialen Aktivitäten nach außen dokumentieren und immer mehr Brüder und Schwestern ihre Mitgliedschaft in der Öffentlichkeit bekanntmachen.
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen hat Dieter Binder in seinem Buch „Die diskrete Gesellschaft“ den belasteten Begriff „Geheimnis“ treffend im Sinne von Diskretion umgedeutet. Bei aller Öffnung gilt auch heute noch weithin als Konsens, dass sowohl über die Mitgliedschaft, die internen Angelegenheiten als auch über die rituellen Abläufe gegenüber der Öffentlichkeit geschwiegen wird.
Die beiden ersten Aspekte können im Sinne von Dieter Binder als Diskretion verstanden werden, wohingegen die Verschwiegenheit in Bezug auf die Rituale vorder-gründig an die so genannte Arkandisziplin der antiken Mysterienreligionen erinnert, einer förmlichen Ver-pflichtung des in ein religiöses Geheimnis Einge-weihten, die Abläufe eben dieser Einweihung geheim zu halten. Da die Freimaurerei aber in ihrem Selbstver-ständnis keine Religion ist, kann die Ver-schwiegenheit in Bezug auf die rituellen Abläufe nicht mit der besonderen religiösen metaphysischen Würde, ihrer Heiligkeit, begründet werden.
Das diesjährige Seminar widmet sich der Dialektik von Geheimnis und Transparenz sowohl in der Freimaurerei wie auch allgemein in der Kulturgeschichte. Besonderes Augenmerk gilt dabei einem Verständnis von Ge-heimnis, das sich nicht religiös begründet. Des Weiteren soll auch thematisiert werden, inwiefern das Geheimnis auch immer im Zusammenhang mit seinem vorder-gründigen Gegenteil steht, nämlich mit sozialen Praktiken der Transparenz, wenn zum Beispiel in einer Freimaurerloge die Diskretion über Interna nach außen sichergestellt ist, dann ermöglicht die Loge einen Vertrauensraum, in dem sich die Mitglieder auch zu Themen verständigen können, die in anderen Kommu-nikationssituationen aus verschiedendsten Gründen gemieden werden.
Vorträge mit anschließender Diskussion:
- Professor Dr. Dieter A. Binder (Universität Graz/Andrássy Universität Budapest):
Die Wohltat der Verschwiegenheit. Vom Sinn des Arkanums in der Mediengesellschaft - Dieter Ney (Bonn):
Geheimnis und Transparenz. Die kulturgeschichtliche Dimension eines Widerstreits - Dieter Ney (Bonn):
Geheimnis und Transparenz in der Freimaurerei