Krise der Demokratie – Wahrheit oder Mythos (2015)

Akademietagung in Hannover, Samstag, den 14. November 2015
in Zusammenarbeit mit der Loge „Wilhelm zur deutschen Treue“

Zum Thema

Die Jahrestagung der Akademie forum masonicum e.V. wird sich in diesem Jahr der Frage stellen, ob sich die Demokratie in einer Krise befindet. Die Meinungen dazu sind durchaus kontrovers. So erforschte Professor Dr. Wolfgang Merkel (Humboldt-Universität Berlin, Wissenschaftszentrum Berlin) in seiner Publikation „Demokratie und Krise. Zum schwierigen Verhältnis von Theorie und Empirie“ mit sozial-empirischen Methoden das Verhältnis der deutschen Bevölkerung zur Demokratie und kam zu dem verblüffenden Ergebnis, dass dieses gar nicht so erschüttert ist, wie die Medien es nahelegen.

Dies ist allerdings ein Befund, der dem öffentlichen Diskurs so gar nicht entspricht. Politische Reizthemen wie z.B. TTIP provozieren zum Widerspruch. Der unbestreitbare Einfluss von Lobbygruppen und überstaatlicher europäischer Institutionen, die in einem strengen Sinne gar nicht demokratisch legitimiert sind und die Skepsis, die den Parteien entgegenschlägt scheinen klassischen Konzepten der Demokratie Hohn zu sprechen.

Im Rahmen der Tagung sollen Stimmen aus der empirischen Sozialforschung, aber auch aus dem Bereich der Lobbyvertretung und von politischen Praktikern Gehör finden und den Rahmen für eine offene Diskussion bilden.

Programm

10:00
Begrüßung durch Bernd Menke, Stuhlmeister der Loge Wilhelm zur deutschen Treue,
und Dieter Ney, Vorstandsvorsitzender der Akademie forum masonicum e.V.

10:30
Vortrag von Steffen Stierle (Berlin)
„Aushöhlung der Demokratie im Zeitalter von Globalisierung und Dauerkrise“ (Vortragstext)

14:30
Vortrag von Patrick Minar (Wien)
„Lobbying und Demokratie – Konflikt oder Voraussetzung?“

16:30
Vortrag von Professor Dr. Wolfgang Merkel (Berlin)
„Krise der Demokratie? Raunen, Mythen, Fakten“ (Vortragstext)

Die Referenten

Professor Dr. Wolfgang Merkel
ist Politikwissenschaftler und lehrt als Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin, außerdem ist er Direktor der Abteilung „Demokratie: Strukturen, Leistungsprofil und Herausforderungen“ am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung.

Patrick Minar
ist Gründungspartner der in Wien ansässigen Kommunikationsagentur Schneider|Minar|Jenewein Consulting. Die Agentur ist spezialisiert auf Public Affairs und Litigation PR. Er berät zahlreiche internationale Unternehmen und Einzelpersonen bei anspruchsvollen kommunikativen und politischen Problemstellungen. Als Vortragender an der Donau Universität Krems und am WIFI Wien sowie in diversen  Publikationen und Diskussionsveranstaltungen beschäftigt er sich intensiv mit allen Formen von PR und Lobbying.

Steffen Stierle
ist Ökonom mit den Schwerpunkten Politische Öko-omie und Europäische Integration, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag, aktiv bei Attac, u.a. in der Kampagne „TTIP in die Tonne“ und in der Projektgruppe Eurokrise.

Praktische Informationen

Veranstaltungsort: Logenhaus, Lemförder Str. 7, 30169 Hannover

Flyer zur Jahrestagung 2015

Ich und der Rest der Welt – Konflikte zwischen Gemeinwohl und individuellen Interessen

Akademietagung in Mannheim, Samstag, den 2. November 2013
in Zusammenarbeit mit der Loge „Zur Sonne im rechten Winkel“

Zum Thema

Dass der moderne Mensch sich als Ich und als soziales Wesen versteht, dürfte bei allen Unterschieden in der individuellen Schwerpunktsetzung als allgemein anerkannt gelten. Doch ein ausgeglichenes Verhältnis eben zwischen dem Ich und seinem sozialen Gegenüber ist damit längst nicht gesichert, sondern muss immer wieder neu errungen werden – dies zu erkennen, bedarf es keiner Finanz-, Schulden- oder Wirtschaftskrisen.

Und wenn der Sozialphilosoph Ferdinand Tönnies am Ende des 19. Jahrhunderts die Unterscheidung zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft einführt und als das unterscheidende Kriterium zwischen beiden formuliert, ob die Einzelnen sich als Mittel zur Erreichung eines übergeordneten Zieles des Kollektivs verstehen („Gemeinschaft“) oder eben die Anderen als Mittel zur Erreichung der eigenen Ziele („Gesellschaft“), dann klingt die Unterscheidung durchaus plausibel. Aber ist es wirklich so, dass wir uns als individuelles Ich gegenüber dem Kollektiv entweder „gemeinschaftlich“ oder „gesellschaftlich“ verhalten? Schließt das Eine das Andere aus? Ist die Haltung gegenüber dem Kollektiv Ergebnis einer individuellen Entscheidung oder Ergebnis einer uns vorgegebenen kulturellen Prägung?

Wie wenig diese Fragen einfach beantwortet werden können, zeigt sich dann, wenn man sie in den Kontext konkreter Situationen stellt. Soll ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem jede Therapie finan-zieren, ohne Rücksichtnahme auf die entstehenden Kosten oder die Langfristigkeit ihrer Effekte? Wie weit sind Maßnahmen zur Sicherung der öffentlichen Ordnung zu akzeptieren, wenn sie die individuellen Persönlichkeitsrechte einschränkend berühren? Welche Position soll man beziehen, wenn die Befürworter einer Share-Economy auf Vertreter einer klassischen Marktwirtschaft treffen und in Streit über die Frage geraten, ob Produkte, die sich „gemeinschaftlicher“ Produktion verdanken, eigentumsrechtlich exklusiv beansprucht und privatwirtschaftlich vermarktet werden dürfen?

Die diesjährige Tagung der Akademie forum masonicum will sich diesen Fragestellungen in Orientierung an drei konkreten Konfliktfeldern widmen, dem Gesundheits-wesen, dem öffentlichen Raum und der Wirtschaft. Wohl wissend, dass schon in diesen genannten und sehr konkreten Bereichen möglicherweise keine endgültigen Positionen möglich sind, möchte sie zumindest das Bewusstsein um die Komplexität der Fragestellungen schärfen.

Programm

10:00 Uhr
Grußwort des Stuhlmeisters der Loge „Zur Sonne im rechten Winkel“ Frank Klarner
Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Akademie forum masonicum Dieter Ney

10:30 Uhr
Ein Rest von Ich – Die Pazifizierung des öffentlichen Raums
Vortrag von Dipl. Pol. Volker Eick (Berlin) und anschließende Diskussion

gegen 12:15 Mittagspause

14:00 Uhr
Gerechtigkeit im Gesundheitswesen – ethische Zugänge
Vortrag von Professor Dr. Dietmar Hübner (Hannover) und anschließende Diskussion

15:30 Uhr
Commons, Allmende und Share-Economy – die Wiederkehr der Gemeingüter
Vortrag von Dieter Ney (Bonn) und anschließende Diskussion

Die Referenten

Dipl. Pol. Volker Eick
ist Politikwissenschaftler und forschte zunächst im Sonderforschungsbereich 597 „Staatlichkeit im Wandel“ in Bremen, dann am John F. Kennedy-Institut der Freien Universität Berlin und widmet sich aktuell an der Humbold-Universität Berlin u.a. Themen der Sicherheitspolitik.

Professor Dr. Dietmar Hübner
ist Physiker und Philosoph und lehrt an der Leibniz-Universität Hannover am Lehrstuhl für Praktische Philosophie insbesondere der Ethik der Wissenschaften. In seiner Habilitation aus dem Jahr 2007 (Bilder der Gerechtigkeit. Zur Metaphorik des Verteilens) befasste er sich mit Fragen der Verteilungsgerechtigkeit.

Dieter L. Ney, M.A.
ist Philosoph und Religionswissenschaftler. Er ist Vorsitzender des Vorstandes der Akademie forum maso-nicum e.V. und seit 2006 Herausgeber ihres Jahrbuches.

Praktische Informationen
Veranstaltungsort: Logenhaus, Tullastr. 16, 68161 Mannheim

Flyer zur Jahrestagung 2013