Pazifismus in kriegerischen Zeiten

Akademie-Seminar in Bonn, Samstag, den 15. Juli 2023

Zum Thema

Viele Jahre hörte man in öffentlichen Diskussionen nicht viel zum Thema Pazifismus. Auch die Friedensdemonstrationen fanden immer weniger Resonanz. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt den Krieg in unsere unmittelbare Nähe und die pazifistische Option wird wieder diskutiert. Als politische Position wird sie heute aber – so macht es den Eindruck – von anderen Organisationen getragen als in der Vergangenheit.

Auch in der Anfangszeit der Friedensbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Bewegung von bürgerlich-liberalen Kreisen geprägt und fand Ende dieses Jahrhunderts Unterstützung in eher antimilitaristisch eingestellten sozialistischen Gruppen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es die atomare Aufrüstung, die die Friedensbewegung wieder belebte. Die Proteste gegen den Vietnamkrieg wirkten bis in die Jugendkultur der meist pazifistisch eingestellten Hippies der 70er Jahre. Und schließlich waren es die Aufrüstungspläne der NATO in den 80er Jahren, die insbesondere in der BRD die Friedensbewegung im öffentlichen Bewusstsein als Massenphänomen sichtbar machte.

Es gibt auch eine Geschichte des Pazifismus innerhalb der Freimaurerei. Insbesondere ab dem Ende des 19. Jahrhunderts engagieren sich Freimaurer in Friedensorganisationen, so der belgische Freimaurer und Friedensnobelpreisträger Henri La Fontaine im Bureau International Permanent de la Paix (Ständiges Internationales Friedensbüro) oder der österreichische Freimaurer und Schriftsteller Alfred Fried, der im Jahr 1911 den Friedensnobelpreis erhielt.

Programm

10:00
Vortrag von Professor Dr. Martin Wilmers (Köln/Pulheim)
„Geschichte und Begriff des Pazifismus“
und anschließende Diskussion

11:00
Vortrag von Dieter Ney, M.A. (Wien)
„Freimaurerischer Pazifismus“
und anschließende Diskussion

13:30
Vortrag von Professor Dr. Wilfried Hinsch (Köln)
„Aufgaben und Grenzen einer politischen Ethik des Krieges“
und anschließende Diskussion

Referenten

Professor Dr. Martin Wilmers
ist Physiker und war als Professor an der Rheinischen Fachhochule Köln tätig. Er ist Vorstandsmitglied der Akademie forum masonicun e.V.

Dieter L. Ney, M.A.,
ist Philosoph und Religionswissenschaftler. Er ist Vorsitzender des Vorstandes der Akademie forum masonicum e.V.  und Autor des Buches „Müssen Freimaurer Vampire jagen?“

Professor Dr. Wilfried Hinsch
ist Philosoph mit dem Schwerpunkt Politische Philosophie und Ethik. Er lehrte an der Universität zu Köln und ist Autor des 2017 erschienenen Buches „Die Moral des Krieges. Für einen aufgeklärten Pazifismus“.

Praktische Informationen

Veranstaltungsort
Das Seminar findet statt im Bonner Logenhaus in der Dyroffstr. 2, 53113 Bonn.

Anmeldung/Eintritt
Die Gebühr für die Teilnahme am Frühjahrsseminar der Akademie beträgt 15 EUR, Mitglieder der Akademie forum masonicum sind hiervon befreit. Da die Teilnehmerzahl aufgrund der Raumsituation begrenzt ist, möchten wir Sie bitten, Ihre verbindliche Anmeldung für das Seminar unter Verwendung des Anmeldeformulars auf dem Flyer frühzeitig an die e-Mail-Adresse info@akademie-forum-masonicum.de oder postalisch an die Vereinsadresse der Akademie forum masonicum e.V. zu senden und (wenn Sie nicht Mitglied sind) den Teilnahmebeitrag auf das Vereinskonto zu überweisen:

Akademie forum masonicum e.V.
c/o Christian Arens, Kolpingstr. 7a, 53773 Hennef
IBAN DE51 3804 0007 0233 9000 00
BIC COBADEFFXXX („O“ ist der Buchstabe, nicht die Null!)

Getränke/Speisen
Vor Ort sind Getränke zu moderaten Preisen erhältlich. Ein Mittagsessen wird nicht angeboten, aber im Bonner Zentrum sind genügend gastronomische Angebote zu finden.

Anreise
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Anfahrt bis zum Bonner Hbf, von dort aus sind es nur noch 600 Meter bis zum Logenhaus.
Mit dem Auto: Bitte beachten Sie die komplizierte Parkplatzsituation in der Bonner Innenstadt. Das nächstgelegene Parkhaus befindet sich am Hauptbahnhof.

Akademie Seminar in Bonn zum Pazifismus

Nach langer Inaktivität aufgrund der Pandemie meldet sich die Akademie forum masonicum zurück und wird im Juli ein Seminar mit dem Thema „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ anbieten.

Das Seminar wird am Samstag, den 15. Juli 2023, ab 10 Uhr im Bonner Logenhaus in der Dyroffstr. 2 in Bonn-Zentrum stattfinden.

Viele Jahre hörte man in öffentlichen Diskussionen nicht viel zum Thema Pazifismus. Auch die Friedensdemonstrationen fanden immer weniger Resonanz. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt den Krieg in unsere unmittelbare Nähe und die pazifistische Option wird wieder diskutiert. Als politische Position wird sie heute aber – so macht es den Eindruck – von anderen Organisationen und Parteien getragen als in der Vergangenheit. Während seit der Einführung des Begriffes Pazifismus im 19. Jahrhundert das liberale Bürgertum der Träger der Bewegung war, zu der wenig später auch sozialistische Gruppen stießen, und im 20. Jahrhundert alternativ-linksliberale Gruppen das Bild prägten, ist es heute eine heterogene Gruppe von Parteien, Organisationen und Initiativen, die politisch und kulturell wenig mehr als die Verwendung des Begriffes Pazifismus eint. Umgekehrt scheinen etablierten politische Gruppen, die in der Vergangenheit auch immer pazifistische Positionen vertreten haben, die Militärhilfe für die Ukraine zu befürworten. Eine verwirrende Situation, die zu einer tiefergehenden Analyse motiviert.

Die Referenten des Seminars sind Professor Dr. Martin Wilmers, der die Geschichte des Begriffes und der Bewegung in seinem Vortrag skizzieren wird, Dieter Ney behandelt pazifistische Positionen, die von Freimaurern vertreten wurden, und der politische Philosoph Professor Dr. Wilfried Hinsch von Universität zu Köln, der seinen Beitrag unter den Titel „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ stellt.

Hier finden Sie den Flyer zum Seminar. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Seminarseite hier.

Das Politische in einer unpolitischen Gemeinschaft. Eine schillernde Ambivalenz in der Freimaurerei

Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 9.5.2015

„Wir wenden uns entschieden gegen alle politischen Auseinandersetzungen, die noch niemals zum Wohle der Loge beigetragen haben und es auch niemals tun werden“, so steht es in den so genannten Alten Pflichten von James Anderson aus dem Jahr 1723, die so etwas wie die Gründungskonstitution der traditionellen Freimaurerei darstellen. So sehr auf diesem Grundsatz institutionell innerhalb der „regulären“ Freimaurerei beharrt wird, so sehr war und ist er unter Freimaurern umstritten. Diese Ambivalenz im Umgang mit dem Politischen in der Freimaurerei begründet sich unter anderem darin, dass die Mitglieder einerseits unter spezifisch freimaurerischen moralischen Ansprüchen stehen, die stark von der Aufklärung geprägt sind, andererseits die Ablehnung von politischen Diskursen innerhalb der Logen ihre historische Begründung erhielt aus den ganz praktischen und desaströsen Erfahrungen, die die Zivilgesellschaft mit politischen wie auch religiösen Konflikten im England des 17. Jahrhunderts machte.

Den einen galt dieses Verbot politischer Diskussionen als ein pragmatisches Gebot, um Konflikte innerhalb der Loge, mit der Gesellschaft und der Regierung zu vermeiden, da sie den Bestand der Logen bedrohten und die innere Harmonie der Gruppe nachhaltig störten, den anderen galt das Gebot als absurde Forderung nach einem aseptischen Reinraum, der sowohl der menschlichen Erfahrung wie auch den moralischen Ansprüchen der Freimaurerei widersprach.

In der Geschichte der Freimaurerei spiegelt sich diese Ambivalenz. Sie zeigt sich dabei durchaus nicht nur an der Scheidelinie zwischen der „regulären“ und „irregulären“, zwischen der esoterischen und der laizistischen oder zwischen der englischen und romanischen Freimaurerei.

Das diesjährige Seminar der Akademie widmet sich dem Thema des Politischen in der Freimaurerei durch eine doppelte Perspektive: 1. in der Perspektive der longue durée, d.h. mit Hilfe einer geschichtswissenschaftlichen Methode, die weniger die exponierten Einzelereignisse betrachtet als vielmehr langfristigen Mentalitäts-änderungen nachspürt, und 2. durch Betrachtung der politischen Haltung individueller Freimaurer, die eingebettet waren in politische Bewegungen, die sich implizit oder explizit auf freimaurerische Werte bezogen

Vorträge mit anschließender Diskussion:

  • Professor Dr. Dieter A. Binder (Universität Graz/Andrássy Universität Budapest):
    Die Alten Pflichten: Falsch verstanden oder stets gebrochen?
  • Podiumsgespräch mit Professor Dr. Dieter A. Binder (Graz) und Dieter Ney (Bonn):
    Vom freimaurerischen Umgang mit der Tabuisierung des Politischen. Zwischen einem quasi-imperialen Anspruch der United Grandlodge of England und dem politischen Postulat der Freimaurerei in den romanischen Ländern
  • Dieter Ney (Bonn):
    Pazifisten, Krematisten, Republikaner, Laizisten. Politische Grenzgänger in der Freimaurerei am Beispiel einiger Freimaurerpersönlichkeiten