Diskussionsabend zum Thema „Freimaurerei und Moral“ in Berlin

Freimaurerei und Moral

Ein Themenabend der Akademie forum masonicum e.V.
in Berlin am 15. September 2023 ab 19 Uhr im Logenhaus Heerstraße 28, 14052 Berlin
in Kooperation mit der Freimaurerloge Avantgarde (Berlin)

Die Veranstaltung findet hybrid statt, auch eine Online-Teilnahme ist möglich.

Um Anmeldung gebeten. Bitte senden Sie eine Nachricht an sekretaer@avantgarde-loge.de oder an info@akademie-forum-masonicum.de

Referenten

Dr. Astrid Carolina Gacitúa Anabalón (Berlin)
Peter Holdziewicz (Posen)
Dieter Ney, M.A. (Wien)

Das Thema

Zu den zahlreichen Versuchen, das Wesen der Freimaurerei in einem kurzen Satz auf den Punkt zu bringen, gehört auch “To make good men better”, “Gute Männer besser zu machen”. Innerhalb der Freimaurerei spricht man auch davon, dass der Freimaurer “an sich selbst zu arbeiten habe”. Dies sind nur zwei von vielen Hinweisen darauf, dass es der Freimaurerei unter anderem oder vielleicht sogar zentral um die Verbesserung des Menschen geht. Es liegt nahe zu vermuten, dass dies im moralischen Sinne zu verstehen ist.

Aber wie sieht das Verhältnis von Freimaurerei zu Moral aus? Gibt es gar eine freimaurerische Moral? Wenn ja, wo ist sie inhaltlich formuliert und was sind ihre Grundsätze? Diesen Fragen gehen die drei Referenten aus sehr verschiedenen Perspektiven nach. Peter Holdziewicz, Mitglied mehrerer polnischer Logen, Altstuhlmeister und ehemaliger stellvertretender Großmeister der Großloge von Polen (Wielka Loża Narodowa Polski) sieht in der englischen Freimaurerei des 18. Jahrhunderts einen geglückten Versuch einer alltagstauglichen Ethik des Miteinander, entstanden aus dem Geist einer gemäßigten Aufklärung, die in England dominierte. Dr. Astrid Gacitúa, Philosophin aus Berlin und Sachkundige für die Philosophie des Freimaurers Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832), wird darstellen, welche Bedeutung die Freimaurerei für die Ethik Krauses hat. Dieter Ney, Philosoph, Religionswissenschaftler und Vorstandsvorsitzender der Akademie forum masonicum, stellt die Position der so genannten “lateinischen” Freimaurerei dar, zu der vor allem die französische und belgische Freimaurerei gehört, die aus dem Geist ihrer freimaurerischen Ethik in der Öffentlichkeit ihre Stimme erhebt und auf politischer Ebene ihre Ideen durchzusetzen versucht hat, innerhalb des politischen Systems wie auch außerhalb.

Die drei Referenten werden ihre jeweiligen Perspektiven in einem gemeinsamen Vortrag vorstellen; im Anschluss daran findet eine Diskussion mit den Teilnehmern statt.

Pazifismus in kriegerischen Zeiten

Akademie-Seminar in Bonn, Samstag, den 15. Juli 2023

Zum Thema

Viele Jahre hörte man in öffentlichen Diskussionen nicht viel zum Thema Pazifismus. Auch die Friedensdemonstrationen fanden immer weniger Resonanz. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt den Krieg in unsere unmittelbare Nähe und die pazifistische Option wird wieder diskutiert. Als politische Position wird sie heute aber – so macht es den Eindruck – von anderen Organisationen getragen als in der Vergangenheit.

Auch in der Anfangszeit der Friedensbewegung Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Bewegung von bürgerlich-liberalen Kreisen geprägt und fand Ende dieses Jahrhunderts Unterstützung in eher antimilitaristisch eingestellten sozialistischen Gruppen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es die atomare Aufrüstung, die die Friedensbewegung wieder belebte. Die Proteste gegen den Vietnamkrieg wirkten bis in die Jugendkultur der meist pazifistisch eingestellten Hippies der 70er Jahre. Und schließlich waren es die Aufrüstungspläne der NATO in den 80er Jahren, die insbesondere in der BRD die Friedensbewegung im öffentlichen Bewusstsein als Massenphänomen sichtbar machte.

Es gibt auch eine Geschichte des Pazifismus innerhalb der Freimaurerei. Insbesondere ab dem Ende des 19. Jahrhunderts engagieren sich Freimaurer in Friedensorganisationen, so der belgische Freimaurer und Friedensnobelpreisträger Henri La Fontaine im Bureau International Permanent de la Paix (Ständiges Internationales Friedensbüro) oder der österreichische Freimaurer und Schriftsteller Alfred Fried, der im Jahr 1911 den Friedensnobelpreis erhielt.

Programm

10:00
Vortrag von Professor Dr. Martin Wilmers (Köln/Pulheim)
„Geschichte und Begriff des Pazifismus“
und anschließende Diskussion

11:00
Vortrag von Dieter Ney, M.A. (Wien)
„Freimaurerischer Pazifismus“
und anschließende Diskussion

13:30
Vortrag von Professor Dr. Wilfried Hinsch (Köln)
„Aufgaben und Grenzen einer politischen Ethik des Krieges“
und anschließende Diskussion

Referenten

Professor Dr. Martin Wilmers
ist Physiker und war als Professor an der Rheinischen Fachhochule Köln tätig. Er ist Vorstandsmitglied der Akademie forum masonicun e.V.

Dieter L. Ney, M.A.,
ist Philosoph und Religionswissenschaftler. Er ist Vorsitzender des Vorstandes der Akademie forum masonicum e.V.  und Autor des Buches „Müssen Freimaurer Vampire jagen?“

Professor Dr. Wilfried Hinsch
ist Philosoph mit dem Schwerpunkt Politische Philosophie und Ethik. Er lehrte an der Universität zu Köln und ist Autor des 2017 erschienenen Buches „Die Moral des Krieges. Für einen aufgeklärten Pazifismus“.

Praktische Informationen

Veranstaltungsort
Das Seminar findet statt im Bonner Logenhaus in der Dyroffstr. 2, 53113 Bonn.

Anmeldung/Eintritt
Die Gebühr für die Teilnahme am Frühjahrsseminar der Akademie beträgt 15 EUR, Mitglieder der Akademie forum masonicum sind hiervon befreit. Da die Teilnehmerzahl aufgrund der Raumsituation begrenzt ist, möchten wir Sie bitten, Ihre verbindliche Anmeldung für das Seminar unter Verwendung des Anmeldeformulars auf dem Flyer frühzeitig an die e-Mail-Adresse info@akademie-forum-masonicum.de oder postalisch an die Vereinsadresse der Akademie forum masonicum e.V. zu senden und (wenn Sie nicht Mitglied sind) den Teilnahmebeitrag auf das Vereinskonto zu überweisen:

Akademie forum masonicum e.V.
c/o Christian Arens, Kolpingstr. 7a, 53773 Hennef
IBAN DE51 3804 0007 0233 9000 00
BIC COBADEFFXXX („O“ ist der Buchstabe, nicht die Null!)

Getränke/Speisen
Vor Ort sind Getränke zu moderaten Preisen erhältlich. Ein Mittagsessen wird nicht angeboten, aber im Bonner Zentrum sind genügend gastronomische Angebote zu finden.

Anreise
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Anfahrt bis zum Bonner Hbf, von dort aus sind es nur noch 600 Meter bis zum Logenhaus.
Mit dem Auto: Bitte beachten Sie die komplizierte Parkplatzsituation in der Bonner Innenstadt. Das nächstgelegene Parkhaus befindet sich am Hauptbahnhof.

Akademie Seminar in Bonn zum Pazifismus

Nach langer Inaktivität aufgrund der Pandemie meldet sich die Akademie forum masonicum zurück und wird im Juli ein Seminar mit dem Thema „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ anbieten.

Das Seminar wird am Samstag, den 15. Juli 2023, ab 10 Uhr im Bonner Logenhaus in der Dyroffstr. 2 in Bonn-Zentrum stattfinden.

Viele Jahre hörte man in öffentlichen Diskussionen nicht viel zum Thema Pazifismus. Auch die Friedensdemonstrationen fanden immer weniger Resonanz. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert. Der Angriff Russlands auf die Ukraine bringt den Krieg in unsere unmittelbare Nähe und die pazifistische Option wird wieder diskutiert. Als politische Position wird sie heute aber – so macht es den Eindruck – von anderen Organisationen und Parteien getragen als in der Vergangenheit. Während seit der Einführung des Begriffes Pazifismus im 19. Jahrhundert das liberale Bürgertum der Träger der Bewegung war, zu der wenig später auch sozialistische Gruppen stießen, und im 20. Jahrhundert alternativ-linksliberale Gruppen das Bild prägten, ist es heute eine heterogene Gruppe von Parteien, Organisationen und Initiativen, die politisch und kulturell wenig mehr als die Verwendung des Begriffes Pazifismus eint. Umgekehrt scheinen etablierten politische Gruppen, die in der Vergangenheit auch immer pazifistische Positionen vertreten haben, die Militärhilfe für die Ukraine zu befürworten. Eine verwirrende Situation, die zu einer tiefergehenden Analyse motiviert.

Die Referenten des Seminars sind Professor Dr. Martin Wilmers, der die Geschichte des Begriffes und der Bewegung in seinem Vortrag skizzieren wird, Dieter Ney behandelt pazifistische Positionen, die von Freimaurern vertreten wurden, und der politische Philosoph Professor Dr. Wilfried Hinsch von Universität zu Köln, der seinen Beitrag unter den Titel „Pazifismus in kriegerischen Zeiten“ stellt.

Hier finden Sie den Flyer zum Seminar. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Seminarseite hier.

Zu hohe Ideale? Freimaurerische Ideale zwischen glaubwürdiger Umsetzung und verdrängtem Scheitern

Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 23. Juni 2018

In den so genannten „Alten Pflichten“ von 1723 finden sich moralische Anforderungen an die Kandidaten (nämlich „freie Männer von gutem Ruf“ zu sein) und an die Mitglieder (u.a. „anständige und kluge Menschen“ zu sein), die weitestgehend bürgerlichen Moralvorstellungen entsprechen und vor allem für ein maßvolles Leben plädieren. Sieht man von der Verpflichtung ab, für den Bruder einzutreten und ihm in Situationen der Not beizustehen (aber selbst hier gilt es, „nicht mehr zu tun, als man kann“), findet man in diesem programmatischen Text des 18. Jahrhunderts keine „hohen“ Ideale.

Dennoch gilt unbestritten, dass sich freimaurerische Ideale über die des Maßhaltens hinaus entwickelt haben, die sich teils anderen Quellen (z.B. den Ritualtexten) verdanken, teils weiterführenden Interpretationen freimaurerischer Grundbegriffe oder Symbole sind (so die Forderung, stets an seiner eigenen Entwicklung zu arbeiten) oder die schlicht im Laufe der geschichtlichen Entwicklung mit der Freimaurei verbunden wurden; die berühmtesten Ideale dürften die der Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität sein.

Aber überall dort, wo es Ideale gibt, gibt es auch das Scheitern an ihnen. Konflikte zwischen den Idealen und der Realität können auf verschiedenen Ebenen angesiedelt werden.

Die geschichtlich sich entwickelnden Rituale mit ihrer ausgeprägten Hierarchie von Graden und Funktionen scheinen dem Gleichheitsideal zu widersprechen. Der Prozess der Institutionalisierung, der zu Bündnissen, aber auch zu Abspaltungen führte, brachte Regelwerke hervor, die bestimmten, wer dazu gehört und wer nicht – was insbesondere die solchermaßen Ausgegrenzten als Widerspruch gegen die Universalität der freimaurerischen Idee empfunden haben. Nicht zuletzt wurde die in den Logen praktizierte Geselligkeit einerseits als mit (der den Arbeitsethos betonenden bürgerlichen) Moral in Konflikt stehend betrachtet, andererseits auch als Aufweichung der spirituellen/esoterischen Ideale wahrgenommen. Diesen Aspekten gehen die Vorträge von Professor Dieter Binder nach, die bewusst als Kurzbeiträge gestaltet sind, um die anschließende Diskussion zu fördern.

Der abschließende Beitrag von Dieter Ney beschäftigt sich mit der Spannung, die zwischen (freimaurerischen) Idealen und alltäglicher Realität besteht. Wie kann man freimaurerisch mit dem Scheitern an Idealen umgehen, als Loge wie als freimaurerisch arbeitendes Individuum? Betont die traditionelle freimaurerische Forderung zur Selbstvervollkommnung nicht so sehr den Blick auf eine idealistische Endgestalt, dass die unvermeidliche Realität mit ihren Irrungen und Wirren des Weges verdrängt werden?

Eine ausführliche Beschreibung sowie praktische Hinweise und ein Anmeldeformular finden Sie auf dem Flyer, der hier zum Download bereitliegt. Sie können sich natürlich auch mit einer eMail für die Veranstaltung anmelden (info@akademie-forum-masonicum.de).

Vorträge mit anschließender Diskussion:

  • Brüderlichkeit versus Ritual (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Universalität versus Regularität (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Moral versus Geselligkeit (Professor Dr. Dieter A. Binder)
  • Die Zumutung freimaurerischen Scheiterns (Dieter Ney)

Tradition: Lebensquell und Würgegriff

Akademieseminar in Bonn, Samstag, den 1.7.2017

Im Jahr 2017 feiert die Freimaurerei die Gründung ihrer ersten Großloge in London vor dreihundert Jahren. Grund genug, über die Rolle der Tradition in der Freimaurerei nachzudenken, zumal sich schnell zeigt, wie komplex sie ist.

Als unbestritten darf gelten, dass sich auch die Identität der Freimaurerei über den Rekurs auf die Überlieferung gebildet hat. Überkommene Rituale und das freimaurerische Brauchtum prägen bis heute inhaltlich einen großen Teil des gemeinschaftlichen Handelns in einer Freimaurerloge.

Über diese inhaltliche Prägung hinaus nutzte man die identitätsstiftende Kraft der Tradition auch, um sich über fiktive Traditionen ideologisch aufzuwerten. So findet sich in den „Alten Pflichten“ (1723) von James Anderson eine Erzählung über die bis in die Urzeit der Menschen zurückweisenden Anfänge der Freimaurerei. Historisch hingegen kann man durchaus schon eine Kontinuität zu den mittelalterlichen Bauhütten in Frage stellen, umso mehr gilt dies für die Anknüpfung an die Templertradition, die in Ritualssystemen der so genannten „weiterführenden Grade“ oder „Hochgrade“ gepflegt wird.

Tradition schafft Gruppenidentität und der Verweis auf die Tradition/auf Traditionen dient der Legitimierung von Autorität und der Sicherung von Authentizität; darin unterscheidet sich die Freimaurerei nicht von vielen anderen gesellschaftlichen Gruppen. Interessant wird der Blick auf die Tradition in kulturgeschichtlicher Hinsicht dann, wenn man bedenkt, dass die Anfänge der institutionellen Freimaurerei in die Zeit der Neuzeit bzw. Aufklärung fallen, die mentalitätsgeschichtlich der Tradition ausgesprochen kritisch gegenüber stand, eine Haltung, die im freimaurerischen Konzept einer Arbeit an sich selbst im Sinne einer Selbstbildung einen Ausdruck findet.

Der Tradition des Akademie-Seminars folgend beleuchtet Professor Dr. Dieter Binder auch diesmal wieder die freimaurergeschichtlichen Aspekte des Themas, wohingegen Dieter Ney die Kulturgeschichte des Begriffes Tradition thematisiert.

Eine ausführliche Beschreibung sowie praktische Hinweise und ein Anmeldeformular finden Sie auf dem Flyer, der hier zum Download bereitliegt. Sie können sich natürlich auch mit einer eMail für die Veranstaltung anmelden (info@akademie-forum-masonicum.de).

Vorträge mit anschließender Diskussion:

  • Dieter Ney (Reykjavík/Bonn)
    Tradition: Quelle oder Ende des Selbst und der Gemeinschaft?
    Eine Mentalitätsgeschichte des Umgangs mit Tradition
  • Professor Dr. Dieter A. Binder (Universität Graz/Andrássy Universität Budapest):
    „The invention of tradition“
  • Dieter Ney
    Vom Nutzen und Nachteil der Tradition für die Freimaurerei. Ein Diskussionsanstoß

 

Veranstaltungsankündigung: Akademie-Seminar zum Thema „Tradition in Kulturgeschichte und Freimaurerei“

Am Samstag, den 1. Juli 2017 lädt die Akademie forum masonicum e.V. zum diesjährigen Akademie Seminar in Bonn ein. Das Thema des Seminar ist „Tradition: Lebensquell und Würgegriff. Zur Bedeutung von Tradition in Kulturgeschichte und Freimaurerei“. Dieter Ney wird einen mentalitätsgeschichtlichen Überblick über die Entwicklung und Bedeutung des Begriffs der Tradition geben, Professor Dr. Dieter Binder behandelt den Begriff der Tradition im engeren Kontext der Freimaurei. Zum Schluss behandelt Dieter Ney die praktische Bedeutung von Tradition in einer Freimaurerloge.

Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung finden Sie auf der Seminarseite (hier).

Der Flyer mit Anmeldeformular, Programm und praktischen Hinweisen zur Veranstaltung kann hier heruntergeladen werden.

 

Bericht über das Sommerseminar in Bonn 2016 zum Thema Gleichheit

Obwohl der Begriff der Gleichheit in den historischen Grundlagentexten der Freimaurerei gar nicht ausdrücklich auftaucht, zählt die Gleichheit, neben Freiheit, Brüderlichkeit, Humanität und Toleranz, zu den Grundidealen der Freimaurerei. Dabei ist es in der Gesellschaft wie auch in der Freimaurerei bis heute durchaus umstritten, wie eng der Begriff der Gleichheit auszulegen ist und welche Konsequenzen das Bekenntnis zur Gleichheit haben soll. Unbestritten ist, dass die Gleichheit ein Wert ist, der sich in vielen europäischen Verfassungskatalogen und auch auf der Ebene der Europäischen Union findet, z.B. als Rechtsgleichheit, in Gleichbehandlungsgrundsätzen und in Antidiskriminierungsgesetzen. Ebenso wahr ist aber auch, dass die gesellschaftliche Realität durch (stetig wachsende) soziale Ungleichheit geprägt ist, was von den einen als Gefahr für den inneren gesellschaftlichen Zusammenhalt empfunden wird und von den anderen als notwendige Bedingung für eine effizient funktionierende Leistungsgesellschaft identifiziert wird. Ob und inwieweit Gleichheit als Norm für eine Gesellschaft gelten soll, dürfte die entscheidende Frage gewesen sein, die im Hintergrund der Entscheidung der britischen Mehrheit für den Brexit stand, wenn die europäische Freizügigkeit für den britischen Arbeitskräftemarkt als Bedrohung empfunden wurde. Selbst in der Diskussion um die internationalen Handelabkommen wie TTIP und CETA spielt der Begriff der Gleichheit eine Rolle, geht es in ihnen doch im Kern darum, für alle von dem Abkommen betroffenen Marktteilnehmer gleiche (Handels-)Bedingungen zu schaffen. Auch im Kontext der als Krise empfundenen Migrationsströme spielt der Gleichheitsbegriff eine Rolle, wenn gefragt wird, ob Migranten (seien dies Asylsuchende oder so genannte Wirtschaftsflüchtlinge) mit gleichen Rechten an den Segnungen des Sozialstaats partizipieren dürfen oder nicht. Wie alle Grundnormen einer Gesellschaft gilt auch die Gleichheit nicht absolut. Dort wie sie in Konflikt mit anderen Normen gerät, muss rechtlich (und politisch) abgewogen werden, welche der Normen im konkreten Kontext die höherrangige ist und inwieweit der unterlegenen Norm noch angemessen Rechnung getragen werden kann.

Die sich institutionalisierende Freimaurerei des 18. Jahrhunderts stand sicherlich unter dem Einfluss der zeitgenössischen philosophischen, politischen und gesellschaftlichen Diskussion, die vor allem vom aufstrebenden Bürgertum getragen wurde und die zunehmend auf Beteiligung an den politischen Prozessen drängte. Und ein mächtiger Kampfbegriff, zur Durchsetzung dieses bürgerlichen Anspruchs war die Gleichheit.

Das freimaurerische Bildungswerk Akademie forum masonicum, das 1979 von Freimaurern als gemeinnütziger Verein mit dem Ziel gegründet, sich in öffentlichen Veranstaltungen mit Probleme der Menschen und Gesellschaft unserer Zeit auseinanderzusetzen, aber auch die Hintergründe freimaurerischer Grundbegriffe aufzuklären, thematisierte im diesjährigen Akademieseminar in Bonn unter der Überschrift „On the level. Ideal und Wirklichkeit des freimaurerischen Leitbegriffs der Gleichheit“ den Begriff der Gleichheit. Die zwei Vorträge näherten sich sehr unterschiedlich dem Thema an. Der erste Vortrag des Philosophen und Freimaurers Dieter Ney rekapitulierte wesentliche Stationen der philosophischen Auseinandersetzung mit dem Begriff der Gleichheit, der zweite Vortrag des Historikers und Nicht-Freimaurers Professor Dr. Dieter Binder fokusierte den Begriff der Gleichheit im Kontext der Freimaurerei.

Dass die Menschen gleich sind, ist angesichts ihrer offensichtlichen Ungleichheit eine Forderung, die argumentativ erst plausibilisiert werden muss, lautete der Einstieg in den kulturgeschichtlichen Rückblick im Vortrag von Dieter Ney. Während die Sophisten des fünften Jahrhunderts v.Chr. die Gleichheit der Menschen aus ihrem gemeinsamen Wesen naturrechtlich ableiteten, differenzierte sich das Bild schon bei Platon und Aristoteles dahingehend, dass Gleiches zwar gleich, Ungleiches aber auch ungleich behandelt werden muss, so dass neben den Gleichheitsgrundsatz das Prinzip der Angemessenheit trat: Ein Mensch mit hohen Verdiensten sollte im Hinblick auf politische Ämter natürlich nicht jedem anderen gleich gestellt werden. Im Christentum konnte man sich in der Diskussion um die Freiheit auf einige wenige Stellen des Neuen Testaments berufen, die von der Gleichheit der Christen vor Gott sprechen, gleichwohl hatten nur christliche Minderheiten (v.a. die franziskanischen Orden) daraus einen sozialpolitischen Anspruch abgeleitet. Zumeist aber trat die Gleichheit zugunsten eines Konzeptes einer gottgewollten Sozialordnung zurück, die in Analogie zur streng hierarchischen Schöpfungsordnung gedacht wurde. Erst in der Neuzeit, in der das Bürgertum durch die neue Schicht der im souveränen Territorialstaat notwendigen gewordenen Verwaltungseliten erweitert wurde und mit neuem Selbstbewusstsein gesellschaftlich auftrat, wurden von Philosophen wie John Locke und Thomas Hobbes ein neuer Typ von Argumentation entwickelt, um Gleichheit zu begründen: da der Mensch dem anderen Menschen zur Bedrohung werden kann, zugleich aber nach Selbsterhaltung strebt, denkt man sich die gesellschaftliche Ordnung als auf einen fiktiven Vertrag zurückführbar, den prinzipiell gleichberechtigte Partner zur Sicherung ihrer Selbsterhaltung schließen und sich darin Rechtsgleichheit zusichern. Die faktisch sichtbare gesellschaftliche Ungleichheit wurde erklärt durch eine Unterscheidung von status naturalis (dem Naturzustand, unter dem der fiktive Vertragsschluss stattfinden sollte) und dem status civilis, der auch das Freiheitsrecht des Privateigentums zu berücksichtigen hatte und die Gleichheit relativierte, sozialpolitisch aber verlor dieser Gleichheitsbegriff dadurch an Schlagkraft. Eine solche erlangte er aber, als Rousseau später den Blick abwandte von einer fiktiven Vertragssituation zwischen Partnern hin zu einem Gesellschaftsvertrag, dem es weniger um Selbsterhaltung als um das Gemeinwohl ging. Was die philosophischen Gleichheitskonzepte betraf, schien im 18. Jahrhundert die Diskussion weitestgehend abgeschlossen, ab dort waren es vor allem gesellschaftliche Wandelprozesse, v.a. die Entwicklung zur arbeitsteiligen Industriegesellschaft, die Einfluss auf das Verständnis von Gleichheit hatten.

Für die Gründungszeit der institutionellen Freimaurerei im 18. Jahrhundert wurden vor allem diese  neuzeitlichen Gleichheitskonzepte relevant. Unter Verweis auf die Gleichheit stellte das Bürgertum Ansprüche auf die Beteiligung an politischen Prozessen; was das Bürgertum aber nicht davon abhielt, sich gegenüber niederen sozialen Schichten – entgegen der Forderung nach Gleichheit – weiterhin abzugrenzen. Diese Gleichzeitigkeit von Gleichheitsforderung einerseits und Abgrenzung andererseits ist auch in der Freimaurerei sichtbar. Unter Verweis auf den Begriff der Brüderlichkeit wird Gleichheit nur innerhalb der eigenen Gruppe durchgesetzt, nicht aber gegenüber Außenstehenden. Einen universalen sozialpolitischen, ja kämpferischen Gleichheitsbegriff gab es zu dieser Zeit nicht; wenn wir ihn heute mit der Freimaurerei assoziieren, dann verdankt sich diese Nähe eher den späteren Entwicklungen im Nachgang der französischen Revolution und gilt innerhalb der Freimaurerei, für die der Begriff der Brüderlichkeit bestimmender ist, auch nicht universell.

Auch Dieter Binder stellte zunächst fest, dass der Begriff Gleichheit in den Gründungsdokumenten der Freimaurerei nicht auftaucht. Zur Bezeichnung des sozialen Verhältnisses im Binnenraum der Loge wird aber der Begriff der Brüderlichkeit verwendet. Anhand der Verwendung dieses Begriffes in den „Alten Pflichten“ verdeutlichte Binder die Spannung zwischen dem Selbstanspruch der Gleichheit unter Brüdern einerseits und Praktiken sozialer Distinktion in den Logen. Als ersten „Sündenfall“ in Bezug auf die Gleichheit aller Brüder bezeichnet er die Voraussetzungen, die der Kandidat für die Position des Großmeisters zu erfüllen hat, denn diesbezüglich heißt es in den „Alten Pflichten“, dass dieser von edler Herkunft zu sein habe, eine Voraussetzung, die über die allgemeine Voraussetzung zur Zulassung in die Freimaurerei – nämlich freier Mann von gutem Ruf zu sein – weit hinaus geht. Außerdem errichtet die Freimaurerei, auch dies findet sich schon in den „Alten Pflichten“, eine Binnenhierarchie in den Logen durch die Einsetzung von Logenbeamten. Grenzt sich die zutiefst bürgerlich geprägte Freimaurerei einerseits gegenüber der Umwelt allgemein ab, so integriert sie dennoch soziale Praktiken der Aristokratie. Spezifisch aristokratische Kennzeichen wie die edle Abstammung, das weitverzweigte Familiennetz oder höfische Umgangsformen werden in einem Prozess der Selbstaristokratisierung in der Loge imitiert. Dem dient auch die fiktive Entstehungsgeschichte der Freimaurerei in den „Alten Pflichten“, in der die Freimaurerei in den Kontext der Weltgeschichte und ihrer Herrscher gesetzt wird, der ihr eigentlich – als bürgerliche Bewegung – völlig fremd ist. Im Sinne einer Selbstaristokratisierung kann die Abwendung von der Bautradition und die Hinwendung zu ritterlichen Erzählungen in den Hochgradsystemen verstanden werden, nämlich als Annäherung an einen dem Bürgerlichen eigentlich fremden Erfahrungsraum einer herrscherlichen Elite, ein Versuch, das eigene elitäre Sondergefühl zurückzuführen auf eine (fiktive) historische Sonderstellung. Dieser Selbsterhebung kontrastiert die teils scharfe Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen wie den Arbeitern, gegenüber Fremden und Angehörigen anderer Religionen. Die Logen sind letztlich auch Abbild der Gesellschaft, einschließlich ihrer Tendenz zur Ausschließung einzelner sozialer Gruppen. Der Umgang eines Teils der deutschen Freimaurerei mit der Frage um die Aufnahme von Juden führt direkt zur Konstruktion einer Unterscheidung zwischen humanitärer und christlicher Freimaurerei, wobei die Einführung der Christlichkeit in letzterer bewusst als Abgrenzungsinstrument gegenüber den Juden eingesetzt wurde. Auch die zunehmende Akademisierung der Logen zeigt deutlich den Unterschied zwischen dem Ideal einer Gleichheit im Zugang zur Freimaurerei und der sozialen, von Akademikern geprägten Realität in den Logen. Die Brüderlichkeit drückt ein Gleichheitsideal aus, das exklusiv auf den Binnenraum der Loge eingeschränkt ist. Die universalistische Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, die man als eine Art Grundbekenntnis in den Logen des 19. Jahrhunderts findet, ist erst durch die Französische Revolution eingebracht worden.

Den Abschluss des Tages bildete eine Diskussion um Symbole der Gleichheit und Ungleichheit in den freimaurerischen Ritualen und Traditionen. Ein erster Blick zeigte schon, dass Symbole der Ungleichheit in der Überzahl sind: das Gradsystem und die Funktionselite der Logenbeamten (die beide zu einer Hierarchisierung innerhalb der Loge führen), die Positionierung des Meisters vom Stuhl im meist auch baulich abgegrenzten symbolischen (und mit Heiligkeit assoziierten) Osten der Loge, die Unterscheidung zwischen Mitgliedern und den als Profane bezeichneten Außenstehenden, die Geheimhaltung der freimaurerischen Rituale gegenüber Außenstehenden wie auch des spezifischen Gradwissens gegenüber allen Mitgliedern, die diesen Grad noch nicht erlangt haben, die formellen und zuweilen für einen Außenstehenden fast schon lächerlich wirkenden Anreden der Logen- und mehr noch der Großlogenbeamten – diese Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Symbole der Gleichheit zu finden, ist deutlich schwieriger: Die berühmtesten dürften die Setz- oder Wasserwaage und die Bruderkette sein. Vielleicht bestätigt diese Asymmetrie die These, dass der Gleichheitsbegriff erst zu einer Zeit einen Weg in die Freimaurerei gefunden hat, als die rituelle Traditionsbildung weitestgehend abgeschlossen war. Umso verwirrender ist, dass die wenigen Gleichheitssymbole – das ist insbesondere an der Bruderkette erkennbar – sich ausschließlich auf den Binnenraum der Loge bzw. der Bruderschaft beziehen, wodurch eine universelle Gültigkeit eines normativen Gleichheitsbegriffen verneint wird. Das schließt natürlich nicht aus, dass freimaurerisch arbeitende Frauen und Männer gleichwohl ihre Gleichheitserfahrung aus dem Binnenraum der Loge in die Welt tragen und darin sogar jene in manchen Ritualen geforderte Bewähung als Freimaurer einlösen wollen.

 

Geschichten zu Freimaurerpersönlichkeiten – das neue Buch von Dieter Ney

Der Vorstandsvorsitzende der Akademie forum masonicum e.V. Dieter Ney hat im Grazer Verlag edition keiper ein neues Buch publiziert. Unter dem Titel „Müssen Freimaurer Vampire jagen? Wahre Geschichten zu Freimaurerpersönlichkeiten“ erzählt der Autor von faszinierenden Menschen, die Mitglieder von Freimaurerlogen waren.

Dieses Buch widmet sich nicht der Freimaurerei auch wenn von ihr unvermeidlich die Rede ist , es widmet sich Freimaurern, von denen es sich zu erzählen lohnt: gescheiterten, erfolgreichen, vorbildlichen, sich empörenden und Reformern. Es handelt u. a. vom jüdischen Unternehmer Theodor Tobler, von seiner berühmten Schokolade, aber auch von seinem Engagement in einem Prozess, in dem es um das verschwörungstheoretische Pamphlet der Protokolle der Weisen von Zion ging, und vom Pazifisten Henri La Fontaine, der von der Idee überzeugt war, dass das Zugänglichmachen des Weltwissens dem Weltfrieden förderlich sein wird, und eine Art Zettelkasten-Google erschaffen hat. Es erzählt die abenteuerliche Geschichte des Chevalier d Éon, eines Spions im Dienste des französischen Königs, der weite Teile seines Lebens als Frau lebte, und von Schriftstellern wie Eduard Douwes Dekker alias Multatuli, dessen antikolonialistischer Roman »Max Havelaar« als wichtigster der niederländischen Sprache gilt, oder Felix Salten, der tragischerweise von seinen beiden größten literarischen Erfolgen (»Bambi, eine Geschichte aus dem Walde« und »Josefine Mutzenbacher«) finanziell nicht profitieren konnte. Es ist die Rede von so verschiedenen Medizinern wie Gerard van Swieten, dem aufgeklärten niederländischen Leibarzt von Maria-Theresia, der aufgrund seines Kampfes gegen den Aberglauben des Vampirismus unfreiwillig zum Vorbild für den Vampirjäger Abraham Van Helsing in Bram Stokers »Dracula« wurde, Joseph-Ignace Guillotin, dem Namensgeber der Guillotine, und Friedrich Küchenmeister, dem Pionier im Kampf um die Etablierung der Verbrennung als Bestattungsmethode.

Im Freimaurer-Wiki gibt es eine Rezension zu dieser Publikation und hier gibt es eine Ankündigung auf dem Freimaurerei-Blog von Philip Militz.

Das Buch ist über den Buchhandel bestellbar.

Ethik ohne Religion?

Akademietagung in Trier, Samstag, den 22. November 2008
in Zusammenarbeit mit der Freimaurerloge „Zum Verein der Menschenfreunde“

Vorträge mit anschließender Diskussion

Professor Dr. Volker Schmidt-Kohl (Fachhochschule Köln):
Vernunft – Ethik – Gutmenschen: Begründungen für moralischen Handeln

  • Zusammenfassung: Der Vortrag liegt sieben Begründungstheorien für Ethik/Moral vor: 1. autoritative Ethik aus dem Willen eines allmächtigen Gottes, 2. autonome Ethik aus der menschlichen Vernunft, 3. Historismus/Relativismus aus der Evolution der Gesellschaft, 4. Utilitarismus als geregelter, sanktionierter Eigennutz, 5. Gesinnungs- und Verantwortungsethik nach Max Weber, 6. Ethik der Kommunikation aus Kritischem Rationalismus, Hermeneutik und  Diskurstheorie, 7. Lebensethik, sie will Leben mit Zukunft und ist gesellschaftsübergreifend, kulturunabhängig und global. Sie sollten wir anstreben.

Dieter Ney (Akademie forum masonicum):
Religiöse Ethik – Bedrohung oder Bedingung des ethischen Humanismus

  • Zusammenfassung: „Religiöse Ethik – Bedrohung oder Bedingung des ethischen Humanismus?“ Lange galt die Religion als Garant für Sittlichkeit in der Gesellschaft – unter dem Vorzeichen von religiösen Fundamentalismen bekommt die Verbindung Religion – Ethik einen zunehmend als Bedrohung empfunden Charakter. Im Beitrag von Dieter Ney wurden aus religionswissenschaftlicher Perspektive Typen religiöser Moralbegründung erarbeitet und dahingehend analysiert, inwiefern diese ihren Ort finden können im ethischen Diskurs einer pluralistischen Gesellschaft. Integrationsprobleme zeigen sich dort, wo dem natürlichen moralischen Erkenntnisvermögen grundsätzlich jedes Recht bestritten wird; eine Öffnung vollzieht sich wiederum dort, wo an die Stelle statischer religiöser Vorschriften eine durch die Komplexität des Lebens notwendig gemachte Diskussion um die Auslegung eben diese Vorschriften ausgelöst wird und diese Auslegung in den Prozess des religiösen Lebens integriert wird. Zuletzt erscheint die Religion sogar in unserer Gesellschaft durch ihren historischen Einfluss auf die anerkannten Normen als Bedingung unseres Humanismus, gleichwohl um den Preis, dass die originäre Dimension des Religiösen dabei verloren geht.

Fiona Lorenz (Humanistischer Pressedienst):
Ethik ohne Gott – Wozu brauche ich einen Gott?

  • Zusammenfassung: Mehr als 100 Wochen stand Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“ auf Platz eins der Sachbuch-Bestsellerliste und das Interesse, seine Leiden und seine Suche nach Gott auf dem Jakobsweg zu verfolgen, blieb damit über zwei Jahre auf hohem Niveau. Andererseits befand sich 22 Wochen lang „Der Gotteswahn“ von Richard Dawkins unter den ersten zehn der meistverkauften Bücher, mehrere Wochen davon direkt hinter Kerkeling auf Platz 2. Ob sich die Leser eine Orientierung in Fragen Ethik und Werte erhoffen, sei dahingestellt. Siebzig 9-86jährigen Frauen und Männern aus verschiedenen Ländern berichteten mir für mein Buchprojekt „Wozu brauche ich einen Gott!? – Gespräche mit Abtrünnigen und Ungläubigen“, wie sie zur Religion stehen, weshalb sie keinen Gott brauchen und was ihnen stattdessen Halt und Orientierung im Leben gibt.

MR Dr. Rudolf Teuwsen (Leiter des Referates „Verbindung zu den Kirchen und Glaubensgemeinschaften“ im Bundeskanzleramt ):Von der Bioethik zur Biopolitik – Normenfindung und Normenbegründung im pluralen Staat

  • Zusammenfassung: Der Erfolg als demokratischer Staat genügt nicht als alleinige Begründung der Gesetze. Religiös oder weltanschaulich begründete moralische Überzeugungen sind unverzichtbare Quellen, aus denen wir überhaupt erst die materiellen Maßstäbe zur Gestaltung unserer politischen und rechtlichen Ordnung gewinnen. Entsprechend ist das Mehrheitsprinzip notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Rechtsnormen.“ Dies gilt insbesondere für die Bioethik, mit der sich der nationale Ethikrat der Bundesregierung beschäftigt hat. Entsprechend erarbeiteten Fachwissenschaftler zusammen mit philosophischen und religiösen Ethikern Empfehlungen für den Gesetzgeber, jedoch keine einstimmigen Gesetzesvorlagen.