Wieviel Welt müssen wir retten? Das moralische Individuum vor dem Anspruch einer globalen Gerechtigkeit

Akademietagung in Saarbrücken, Samstag, den 5. November 2011
in Zusammenarbeit mit der Freimaurerloge „Bruderkette zur Stärke und Schönheit“

Mit einem provokativen Vergleich brachte der australische Philosoph Peter Singer die Diskussion um globale Verantwortung und Gerechtigkeit in den 70er Jahren wieder in die Gegenwart: Sehe ich ein Kind in einem Teich ertrinken, so muss ich das Kind retten, ganz gleich, in welcher Beziehung ich zu dem Kind stehe, ganz gleich, ob ich beim Rettungsversuch nass werde und meine Kleidung schmutzig mache. Ist diese Situation nicht vergleichbar mit der Notsituation, in der sich der hungernde Teil der Bevölkerung unserer Welt befindet, und sind wir, die wir in einer reichen Gesellschaft leben, in der wir leicht auf einen Teil unserer Einkünfte verzichten können, nicht moralisch zur Hilfe verpflichtet?

Wenngleich die so eröffnete Diskussion kontrovers fortgeführt wurde, die Position von Singer nicht unwidersprochen blieb, so blieb der Stachel des Begriffs einer globalen Verantwortung, die – weit über menschenfreundliche Wohltätigkeit hinaus – den Charakter einer strengen moralischen Pflicht bekommen hat. In einer globalisierten Welt, in der das Leid weit entfernt lebender Menschen medial vermittelt in unsere Nähe rückt und gleichzeitig auch unser Handlungsraum weit, wenn nicht gar global gesteckt ist, transformiert sich auch der Bereich, für den wir Verantwortung haben.

Die diesjährige Tagung will sich dem Thema einer globalen Gerechtigkeit und Verantwortung in mehrfacher Weise annähern. Einmal philosophisch über die kritische Rekonstruktion der Argumente in der Diskussion um den Begriff einer globalen Gerechtigkeit (Henning Hahn), dann über eine Darstellung der Tätigkeit verschiedener Organisationen, die sich der praktischen Umsetzung globaler Gerechtigkeit verschrieben haben (Peter Spiegel), zuletzt über eine Auseinandersetzung mit den Bedingungen, in den sich das moralische Subjekt, als Träger der Verantwortung, verstrickt sieht, die seine moralische Gestalt mitbestimmen (Volker Schmidt-Kohl).

Vorträge mit anschließender Diskussion

  • Dr. Henning Hahn (Universität Kassel):
    Zeit für Weltverbesserer. Zur Globalisierung politischer Verantwortung
  • Peter Spiegel (GENISIS Institute for Social Innovation and Social Impact Strategies Berlin):
    Zur Praxis globaler Verantwortung
  • Professor Dr. Volker Schmidt-Kohl (Fachhochschule Köln):
    Schicksal, Gerechtigkeit und die Last persönlicher Verantwortung